WORMS - Der Duft von frischem Linseneintopf füllte am Sonntag
die Räumlichkeiten der Wormser Tafel. Gekocht hatte der Mainzer Bischof
Peter Kohlgraf mit Unterstützung von vier ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen der Tafel. „Ich bin Hobbykoch und professioneller
Cabanossi-Schneider“, schmunzelte er. Denn außer der Suppe gab es eben
diese Wurst mit Weißbrot und als Nachtisch war ein Vanilledessert mit
Mandarinen vorbereitet worden.
Mehr als 20 Kunden der Tafel waren der Einladung zum gemeinsamen
Essen und anschließendem gemütlichen Beisammensein gefolgt. Darunter war
auch eine Familie mit vier Kindern. „Das Essen war richtig lecker“,
lobte die zwölfjährige Tochter, während das vierjährige Nesthäkchen
einen besonderen Favoriten hatte: „Ich hab vor allem die Sahne vom
Nachtisch geschleckt.“ Die Aktion unter dem Motto „Ma(h)lzeit“ zum
Welttag der Armen, den Papst Franziskus initiiert hatte, fand bereits
zum dritten Mal in Folge statt. „Viele Menschen sind ausgeschlossen von
den gedeckten Tischen der Welt. Daran soll der Welttag der Armen
erinnern“, betonte Bischof Kohlgraf. „Wir dürfen uns nicht damit
abfinden, dass Armut und Ungleichheit unsere Gesellschaft spaltet,
sondern dafür sorgen, dass alle einen Platz am gedeckten Tisch finden.“
Er finde es wichtig, dass mit der Aktion auf die Situation von Menschen
in Armut aufmerksam gemacht werde.
„Nachdem der Diözesancaritasverband angefragt hatte, nahmen wir
Kontakt mit Jürgen Sehrt auf, Geschäftsführer der Wormser Tafel, der
sofort begeistert war, die Aktion in den Räumen der Wormser Tafel in der
Wallstraße auszurichten“, informierte der Wormser Caritasdirektor Pascal
Thümling. „Es wurde ein Tag der Begegnung und des Gesprächs. Wir
verstehen das als einen Beitrag zur Solidarität und zum
gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es ist gelebte Nächstenliebe, die
unabhängig ist von Konfessionen.“
Die Vermögensverteilung sei ungerecht, sagte er. „50 Prozent der
Deutschen besitzen großes Vermögen, andere nur ein Minimum, um ihren
Lebensunterhalt zu bestreiten. Armut, vor allem Kinderarmut sind in
Worms ein zentrales Thema. Es fehlt an ausreichender Unterstützung für
betroffene Familien. Mit unseren umfangreichen Angeboten in sozialen
Brennpunkten wollen wir Abhilfe schaffen, aber uns drückt in vielen
Bereichen finanziell der Schuh.“
Beim Essen entstanden viele persönliche Gespräche auf Augenhöhe
mit Bischof Kohlgraf. „Schön, dass so etwas organisiert wurde“, sagte
eine Kundin der Wormser Tafel. „Es nicht selbstverständlich, dass sich
der Bischof für uns Zeit nimmt.“ Sie lobte auch die Einrichtung von
Caritas und Diakonischem Werk. „Ich kann hier Lebensmittel bekommen, die
ich mir nicht leisten kann und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sind
sehr freundlich und hören auch zu, wenn man Probleme hat. Ich bin froh,
dass ich hierher kommen kann.“
Mit dem Aktionstag verbinde die Caritas auch den Einsatz für
sozialpolitische Reformen, die sich an den Lebenslagen der Menschen
orientiere, teilte Diözesancaritasdirektorin Nicola Adick mit.
Nach dem Essen war zu einer Andacht in die katholische
Pfarrkirche Sankt Martin eingeladen.
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